Buchbesprechung
Mitchell, Victoria E.: Der unsichtbare Gegner. Heyne, 1990/1995.
Story:
Die gewohnten Betriebsabläufe an Bord der USS Enterprise NCC-1701
geraten ein wenig aus den Fugen, als der erste Offizier Spock im Zuge
einer Konferenz die heimischen Stahlwände des familiären
Raumschiffs verlässt. Just in dieses Vakuum fällt eine komplizierte
diplomatische Mission, die die gesamte Crew an ihre Grenzen stoßen
lässt.
Allerdings
liegt das weniger an der eigensinnigen Kaldorni-Delegation, sondern
vielmehr an der Frau des irdischen Botschafters, mit der Kirk vor
mehr als fünfzehn Jahren eine intensive körperliche Beziehung
teilte. Schnell wird dem argwöhnischen Captain bewusst, dass sie ein
doppeltes Spiel betreibt.
Doch
zu allem Überfluss hat sich mit den fremden Gesandten noch ein
weiterer Unruhestifter auf das Schiff gesellt. Ein katzenartiger
Formwandler sabotiert mehrfach das Schiff, ermordet unschuldige
Passagiere und hinterlässt mentale Schreckensvisionen bei einem
deltanisch-menschlichen Besatzungsmitglied. Die junge Janara
Whitehorse ist jedoch nicht nur das Opfer dieses
psychologisch-telepathischen Terrors, sondern auch die Tochter jener
Frau, mit der Kirk dereinst das Bettlager teilte...
Lobenswerte
Aspekte: Endlich wieder ein guter, alter Heyne-Roman! Frei nach dem
Motto "Kann sich jemand an die Zeit erinnern, als wir noch Forscher
waren?" darf man auf den 347 (!) Seiten wieder fremde Welten
erforschen, unbekannte Lebensformen und neue Zivilisationen. Da kann
man die fragwürdigen Errungenschaften des Abramsverse oder die
blutrünstigen Entwicklungen im Destiny-Dreiteiler mal gepflegt auf die lange
Bank schieben und ein Buch genießen, dass noch so funktioniert, wie
eine klassische Folge der Originalserie:
Ein Anfang aus Off und ein Ende ohne Relevanz.
Dazwischen ein paar nette Gedanken aus der Welt der Science Fiction, die dem Star-Trek-Universum auf den Rücken gebunden wurden wie der Katze das Marmeladenbrot.
Ein Anfang aus Off und ein Ende ohne Relevanz.
Dazwischen ein paar nette Gedanken aus der Welt der Science Fiction, die dem Star-Trek-Universum auf den Rücken gebunden wurden wie der Katze das Marmeladenbrot.
In
diesem Fall hat sich die Autorin Victoria "V.E." Mitchell
insbesondere um die besonders fremdartig wirkenden Kaldorni bemüht.
Und
die mimen endlich einmal eine rätselhafte Rasse, die eben nicht so
viele Parallelen zur westlich-modernen Menschenwelt bietet, dass man
sich darin problemlos wiederfinden kann. Stattdessen bieten sie ein
schwer zu entwirrendes Knäuel an undurchschaubaren Ritualen, streng
organisierten Kasten sowie andersartigen Anschauungen. Dennoch bleibt
der Kulturkreis in seiner inneren Logik stets nachvollziehbar und
gerade dadurch spannend.
Ähnliches
Gewicht wird den viel zu selten thematisierten Deltanern verliehen.
Die haupthaarfreie Spezies erhält durch diesen Roman einen viel breiteren
Hintergrund, als man es aus dem ersten Kinofilm gewohnt ist. Im
Kontext eines Buches funktioniert auch dieser weitreichende Einblick
reibungslos.
Das
nächste große Plus ist, dass dieses Werk wie ein klassischer
Kriminalroman aufgebaut ist. Auf spannende Art wird der Leser in
dessen Bann gezogen, auf falsche Bahnen gelenkt oder in die
Gedankenwelt des Täters getunkt.
Bei
dieser Vielzahl von Brandherden schafft es Mitchell aber immer
wieder, dem Leser unter Beweis zu stellen, dass sie nicht nur ein
fesselndes Buch basteln kann, sondern sich auch mit der Materie 'Star
Trek' blendend auskennt. Referenzen auf Sulus Botanikfachwissen,
Erwähnungen des Lebenserhaltungsgürtels, den man aus TAS kennen
könnte oder die Anmerkung zu Miranda Jones künden deutlich von der
Fachkenntnis der Urheberin.
Besonders
Kirk-Fans wird das Buch freuen, denn mehr als sonst bildet der charmante
Captain Dreh- und Angelpunkt eines ganzen Buches. Das gereifte
Schiffsoberhaupt muss sich mit den Fehlern seiner wilden
Vergangenheit auseinandersetzen (vgl. S. 36ff.), darf seine Neigung zur Polygamie
austesten (vgl. S. 220ff.) und rückt vor allem durch die Abwesenheit Spocks in den
Fokus der Aufmerksamkeit.
Damit
einher geht auch der überraschend offene Umgang mit Erotik. An
gleich mehreren Stellen werden Szenen beschrieben, die man in einem
amerikanischen Roman so gar nicht erwartet hätte und den
Star-Trek-Verhältnissen entsprechend beinahe pornografisch anmuten.
Vom 'Skandal' in "Was summt den da?", in dem Kirks
Stiefelanziehen dezent den vorherigen Koitus nahelegte, ist dieses
Buch ungefähr so weit entfernt, wie "Sissi" von "Emanuelle".
Kritikwürdige
Aspekte: Oh nein, nicht schon wieder ein Heyne-Roman! Vorbei die
Zeiten clever ineinander verzahnter Handlungsstränge, mitreißender
Entwicklungen und gefühlvoller Charakterszenen. Stattdessen erwartet
den Leser eine mäßig konstruierte Geschichte mit einer einzigen
Haptfigur:
James Tiberius Kirk.
James Tiberius Kirk.
Das
Ganze präsentiert sich zudem ohne sonderlich erwähnenswerten Witz,
Charme oder gar Einfühlungsvermögen wie etwa der Satz "Innere
Gewalt erleichterte es ihm sich zu beherrschen." (S. 119)
tatkräftig unter Beweis stellt.
Wie jetzt?
Wie jetzt?
Ein
Kirk, der vor seinem inneren Auge die eigenen Untergebenen
verprügelt, wenn die nicht schnell genug seinen Befehlen Folge
leisten?
Vor
allem wenn man bedenkt, dass er diese Art Gedanken gegenüber seiner
einstigen Gespielin hegt, muss man unweigerlich irgendwie an "Fifty Shades of Gray" denken. Also definitiv nichts, womit man Star Trek
kreuzen sollte.
Grau,
aber ungleich weniger schattiert, kommen die anderen neu eingeführten
Figuren des Buches daher. Kirks Ex-Betthupferl ist in etwa so
vielschichtig und aufsehenerregend wie eine unbeschmierte Scheibe
Brot. Ihre Tochter Janara erscheint nach den Ausführungen
Mitchells wie eine Paraderolle für Kristen Stewart und so wie der
Deltaner Tenaida beschrieben wird, markiert er auch nur eine Art
frisurfreien Platzhalter für den abwesenden Ersten Offizier vom Planeten Vulkan. Wozu
Spocks temporärer Ersatz Patrick Brady überhaupt an Bord geholt wurde, wird wohl das ewige
Geheimnis der Autorin bleiben. Es gelingt dem Charakter jedenfalls nicht, irgendwelche Rechtfertigungen zu liefern. Genauso wenig gelang es Mitchell, die
anderen Charaktere wie N'Gelen t'Stror Klee, Kristiann Norris oder
gar Srrawll Ktenten mit Leben oder einer angemessenen Schreibweise zu
füllen.
Vorwerfen
muss man ihr vor allem aber, dass sie auf gleiche Weise mit den
altbekannten und beliebten restlichen Crew verfährt. Zuweilen darf
Pille ob der vielen Verletzungen und Morde etwas zu Wort kommen, doch
die anderen Besatzungsmitglieder wie Scotty, Uhura oder gar Sulu sind
in diesem Werk zu bloßen Statisten verkommen.
Sobald
jedoch mal irgendjemand zu Wort kommt, entstehen mehr Fragezeichen, als
in einem Kriminalroman normalerweise üblich. Oder, um es mit der
Stimme der Expertise zu sagen:
"Es
gibt zwei Sorten von Menschen, die darüber nachdenken, wie man am
besten Leute tötet: Psychopathen und Krimiautoren.
Ich gehöre zur besser bezahlten Sorte."
Ich gehöre zur besser bezahlten Sorte."
Zieht
man diese weisen Worte aus dem Intro der Krimi-TV-Serie Castle an
dieser Stelle einmal als Maßstab heran, kann man Mitchell immerhin
zugestehen, dass sie definitiv keine Psychopathin ist.
Genauso
wenig dürfte sie aber auch zu besser bezahlten Sorte gezählt
werden, denn man kann ihr beim besten Willen nicht unterstellen, sich
allzu lange mit dem Nachdenken über einen Mord beschäftigt zu
haben.
Die
gestaltwandelnde Superkatze begeht jedenfalls so oft am Stück die
selben Fehler, dass man sich schon ernsthaft fragen muss, wie sie überhaupt
so nah an ihre Beute gelangen konnte, ohne dass selbst telepathisch
unbegabte Zeitgenossen sie umgehend enttarnt hätten. Mindestens ebenso
inkompetent wirkt aber auch Chefermittler Kirk, der trotz deutlicher
Beweise den Täter unbeobachtet auf dem Schiff sein Unwesen treiben
lässt (vgl. S. 298f.).
Ja
nicht einmal die Handlung ist wirklich stimmig. Woher weiß denn
bitteschön Pille auf Seite 125, dass Montoya bereits gegangen ist? Oder
habe ich etwas wirklich Überraschendes verpasst und der rüde Südstaatenmediziner ist der wahre Täter?
Neben
eindeutigen Schwächen bezüglich der Figurenmotivation und der
inneren Logik (vgl. dazu auch die unsinnige Erklärung zu
personalisierten Phasern auf S. 319) verwundert der diplomatische
Stil Kirks: Er verhandelt zwar mit dem Chefdiplomaten der Föderation
sowie den Kaldorni, doch die andere echte Konfliktpartei, die Beystohn, scheinen wie
der größte Teil der aufgeführten Personen nur eine Statistenrolle
inne zu haben.
Übersetzung:
Liest man ein Heyne-Buch, dann grüßt auch immer wieder das
Murmeltier. Neben englisch belassenen Begriffen wie "Starbase"
(S. 7) oder "Starfleet" (S. 7) findet man auch immer wieder
Bezeichnungen, die immerhalb der deutschen Synchronisation völlig
anders lauteten: So wird aus der guten alten 'Föderation' plötzlich
die "Liga Verbündeter Planeten" (S. 9; Nanu, was ist denn mit
dem 'galaktischen Völkerbund' passiert?!), "Synthetisierer" (S. 25,
statt 'Nahrungsverteiler') oder das Wort "terranisch" (vgl. S.
16), das hierzulande eigentlich dem Spiegeluniversum vorbehalten ist.
Daneben
finden sich wieder merkwürdige Kombinationen, die sich schon beim
Lesen so falsch anfühlen, dass man aufschreien möchte. Neben "Erg-Zellen" (S. 268) sind das vor allem die viel zu vielen
Kombinationen mit "Medo-", die den Hirnwindungen des Rezipienten Ärgerfalten
bescheren: "Medo-Team" (S. 144), "Medo-Daten" (S. 261), "Medo-Apparatur" (S. 307), "Medo-Scanner" (S. 315) oder gar "Medo-Untersuchung" (S. 326).
Als
ob das nicht schon genug Qualen wären, straft die Übersetzung den
heutigen Leser mit antiquierten Vokabeln wie "Datenkassette" (S.
18), tapsigen Übernahmen wie "Memoriale Chips" (S. 105) oder
unpassenden Berufsbezeichnungen wie "Diätiker" (vgl. S. 23). Um
das Grauen abzurunden darf natürlich auch in diesem Buch das
dämliche Zauberwort "desaktivieren" nicht fehlen
(vgl. z.B. S. 74, S. 211 oder S. 248). Zudem vermisste ich im "Zölibateid" (S. 32) schmerzlich das Füge-s.
Ansonsten
ist an dieser Stelle mal Lob angebracht. Der frühere Haus- und Hof-Übersetzer
des Heyne-Verlags Andreas Brandhorst schafft es tatsächlich einmal, dem Siezen in einem Buch
einen tieferen Sinn zu verleihen (vgl. S. 121). Die verstockten Rituale der
dickköpfigen Kaldorni harmonisieren jedenfalls prächtig mit der
Höflichkeitsform, die es im Englischen gar nicht gibt. Dennoch ist
auch hier die Kritik durchaus angebracht, dass Brandhorst etwas
zu häufig in den Originaltext eingreift, um diesem Eingriff seinerseits
Rechtfertigung zu verleihen.
Anachronismen:
Bücher aus dem Hause Heyne lassen sich nicht gerade oft in die
offizielle Zeitlinie eingliedern. Selbst wenn dem Roman eine
Bemerkung wie „Historischer Hinweis. Das hier geschilderte
Abenteuer findet kurz nach den Ereignissen statt, über die in STAR
TREK: Der Film berichtet wurde.“ (S. 6) vorgesetzt wurde, muss das
nicht zwangsweise auch bedeuten, dass sich die Autorin an diese Maßgabe
hält.
Sicher:
Rand ist Transporteroffizier, Chapel bekleidet den Rang eines Doktors
und Deltaner werden als Besatzungsmitglieder geführt. Aber warum
beachtet niemand, dass Kirk den Rang eines Admirals bekleidet (vgl.
S. 7, S. 8. S. 9) oder dass die Uniformen nicht mehr die frohe
Farbenvielfalt bieten, die man hier noch miterleben kann (vgl. z.B.
S. 160).
Aber
auch einige technische Details erschließen sich während des Lesens
nicht. So können die deltanischen Crewmitglieder untereinander für
Außenstehende unverständliches Deltanisch sprechen (vgl. S. 177).
Ebenso merkwürdig mutet es an, dass in der Turnhalle die Gravitation
verändert werden kann (vgl. S. 141ff.), während dies in der
Quartieren der kaldornischen Gäste völlig unmöglich sein soll
(vgl. S. 28).
Auch
die Erwähnung von Geldverkehr (vgl. S. 121 oder S. 253) hätte man
sich sparen können.
Ein wenig zu utopisch für das Star-Trek-Universum ist außerdem die erwähnte Biofabrikatortechnologie (vgl. S. 97). Doch wenn man um die Transwarp-Transportertechnologie des Abramsverse weiß, blättert man wahrscheinlich ohnehin nur milde lächelnd weiter. Lediglich die auf Formwandlung bezogene Aussage, Kirk hätte "[...] noch nie von einem Geschöpf gehört, das solche Dinge mit derartiger Mühelosigkeit vollbringen konnte." (S. 279) ist dahingehend hochgradig zweifelhaft: Immerhin hatte der Kommandant der Enterprise bis zum ersten Kinofilm sogar mit eigenen Augen gesehen, wie Garth von Izar, Isis oder Korob und Sylvia die im Endeffekt recht mühevolle Transformation der Mörderkatze mühelos übertrafen.
Für einige Anachronismen konnte Mitchell freilich nichts. So war ihr die riesige Küche, die man im sechsten Kinofilm "Das unentdeckte Land" so prominent sehen konnte, natürlich nicht bekannt. Ansonsten wären dem Buch ja auch einige Passagen entgangen, die witzig gemeint sein sollen (vgl. S. 220ff.). Ebenso wenig dürfte dieser Satz in seiner Fehlerhaftigkeit im Jahr 1990 aufgestoßen sein:
Ein wenig zu utopisch für das Star-Trek-Universum ist außerdem die erwähnte Biofabrikatortechnologie (vgl. S. 97). Doch wenn man um die Transwarp-Transportertechnologie des Abramsverse weiß, blättert man wahrscheinlich ohnehin nur milde lächelnd weiter. Lediglich die auf Formwandlung bezogene Aussage, Kirk hätte "[...] noch nie von einem Geschöpf gehört, das solche Dinge mit derartiger Mühelosigkeit vollbringen konnte." (S. 279) ist dahingehend hochgradig zweifelhaft: Immerhin hatte der Kommandant der Enterprise bis zum ersten Kinofilm sogar mit eigenen Augen gesehen, wie Garth von Izar, Isis oder Korob und Sylvia die im Endeffekt recht mühevolle Transformation der Mörderkatze mühelos übertrafen.
Für einige Anachronismen konnte Mitchell freilich nichts. So war ihr die riesige Küche, die man im sechsten Kinofilm "Das unentdeckte Land" so prominent sehen konnte, natürlich nicht bekannt. Ansonsten wären dem Buch ja auch einige Passagen entgangen, die witzig gemeint sein sollen (vgl. S. 220ff.). Ebenso wenig dürfte dieser Satz in seiner Fehlerhaftigkeit im Jahr 1990 aufgestoßen sein:
"Um
ganz ehrlich zu sein, Captain: Die Enterprise kümmert sich nur um
die Hälfte des besagten Verkehrs in diesem Quadranten." (S. 9)
Schließlich
waren Serien wie Deep Space Nine oder Voyager, die die Aufteilung der Milchstraße in Quadranten propagierten, noch Quark im Schaufenster.
Mit
all diesen Fehlern kann man sich zur Not ja arrangieren, doch ein
Schlüsselmoment des Romans gibt tatsächlich Anlass zu Sorge. Auf
dem Höhepunkt der Spannung erfährt der Leser nämlich en detail,
wie böse und hinterhältig Personen sind, die gegen den Willen
anderer Gedanken lesen, Emotionen aufnehmen oder mentale Barrieren
durchbrechen. Diese Rechte sind laut diesem Buch sogar im Grundgesetz
der Föderation fest verankert (vgl. S. 192)!
Vernünftige
Idee, mögen die Einen meinen.
Widersprüchlicher
Schwachsinn, sage ich!
Im
Jahr 1990 dürfte die Amerikanerin Victoria Mitchell von einer
frischen, topaktuellen Serie gehört haben, die damals seit knapp
drei Jahren im Fernsehen lief. Sie hieß "Star Trek: The Next Generation".
In den ersten drei Staffeln war dort bereits ein Schiffscounselor namens Deanna Troi zu sehen, die innerhalb des Serienkonzeptes eine spannende Rolle einnahm: Die Empathin bewahrte die USS Enterprise NCC-1701-D mehr als einmal vor der Zerstörung, indem sie die Intentionen fremder Raumschiffkommandanten telepathisch (in diesem Fall empathisch) in Erfahrung brachte.
In den ersten drei Staffeln war dort bereits ein Schiffscounselor namens Deanna Troi zu sehen, die innerhalb des Serienkonzeptes eine spannende Rolle einnahm: Die Empathin bewahrte die USS Enterprise NCC-1701-D mehr als einmal vor der Zerstörung, indem sie die Intentionen fremder Raumschiffkommandanten telepathisch (in diesem Fall empathisch) in Erfahrung brachte.
Glaubt
man hingegen diesem Buch, so kann man mit seiner Hilfe fortan im
Wortlaut jene Gesetzestexte zitieren, laut derer Trois Handeln
explizit als strafbar bezeichnet wird. Gäbe es derartige Grundrechte
also tatsächlich, so wäre die logische Schlussfolgerung, dass es
sich bei Deanna Troi um eine hinterhältige Kriminelle handelt. Folgt
man den Schilderungen weiter, so ergibt sich, dass selbst Picard als
Urheber von Befehlen, die jegliche Privatsphäre anderer Personen
negierten, eine Mittäterschaft unterstellt werden müsste, die sein
Kommando in Frage stellen würde.
Wie
unsinnig diese schlecht erfundenen Gesetze sind, kann man spätestens
ab dem Punkt erkennen, an dem Janara Whitehorse in die Rolle Deanna
Trois schlüpft (vgl. S. 244f.) und Befehlen folgt, deren Illegalität
ihr völlig bewusst ist (vgl. S. 199ff.). In diesem Moment
widerspricht das Grundgesetz zu Telepathie aber nicht nur der ohnehin
dürftigen inneren Logik des Buches, sondern auch der Wirklichkeit
innerhalb Star Treks.
Fazit:
Der Roman mit dem Titel "Der unsichtbare Gegner" glänzt durch
seine Zentrierung auf Kirk, seine Spannung, und seinem offenen Umgang
mit Sex. Besonders die vielen Zusatzinformationen, die man über die
vermeintlich bekannten Deltaner und die neu eingeführten Kaldorni
erhält, lohnen die Anschaffung.
Doch
der wahre unsichtbare Gegner der Autorin sind die Zeichnung
überzeugender Charaktere, das Konstruieren von nachvollziehbaren
Motivationen ihrer Figuren sowie das Aufrechterhalten der inneren
Logik. Auf der letzten Seite angekommen bleibt dieses Buch vor allem
wegen seines Bruchs mit der Star-Trek-Wirklichkeit weit hinter seinem
starken Auftakt zurück und verliert sich in seinen eigenen
Ansprüchen: Es ist weder ein Roman nach der ersten Kinofilm, noch
ein gelungener Krimi und schon gar kein Stück Star Trek, dass
zwischen der Originalserie und dem nächsten Jahrhundert Bestand
hätte.
Denkwürdige
Zitate:
"Genau
das braucht die Enterprise: Eine Art elektronischen Vulkanier."
Pille,
S. 11
"Assistent:
Hast Du auch die Möglichkeit eines Mordes berücksichtigt?"
Kirk,
S. 41
"Ein
interstellares Playgirl – und eine Agentin obendrein. Ich dachte,
so was gibt’s nur in Krimis oder so."
Kirk,
S. 282
Bewertung:
Thema verfehlt.
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