Mittwoch, 15. April 2009

Starfleet Kadetten 02: Worfs erstes Abenteuer



Buchbesprechung David, Peter: Starfleet Kadetten 02: Worfs erstes Abenteuer. Heyne, 1993.

Story: Ein schwerer Abschied steht der Familie Rozhenko ins Haus: Ihre beiden Söhne gehen gemeinsam an die Akademie der Sternenflotte. Doch Worf ist kaum auf dem Gelände gelandet, als er sich auch schon mit dem ersten Kommilitonen prügelt. Es beginnt eine schwere Zeit für den ersten klingonischen Kadetten, der schnell zum Außenseiter wird – gehasst, gemieden und drangsaliert. Nur wenige halten zu ihm und unterstützen den aufbrausenden jungen Mann, der sogar überlegt, die Akademie zu verlassen. Er bleibt, doch als es zu einem ersten Trainingseinsatz kommt, muss er mit seinen Mitstudenten zusammenarbeiten, um einen romulanischen Angriff zu überleben…

Lobenswerte Aspekte: Wie bereits in der Rezension zu „Picards erstes Kommando“ angemerkt, sind die Illustrationen im Buch eine angenehme Abwechslung. Auch die geschilderten Alltagsabläufe an der Akademie sind sehr interessant und vermitteln einen Eindruck, wie hart das Leben dort eigentlich sein muss.
Worf ist gut getroffen und die Probleme, in die er immer wieder stolpert, passen gut zu seinem in TNG, DS9 und den verschiedenen Filmen beschriebenen Charakter. Geklärt wird auch meine stets in mir bohrende Frage, warum den Klingonen eigentlich niemand mit „Mr. Rozhenko“ anredet – obwohl dies für Menschen eigentlich die erste Wahl sein müsste.
Ganz besonders beeindruckend fand ich die „Brikar“; eine Rasse, deren Erscheinungsform und Charakterstärke ich äußerst interessant fand.
Auch die Einarbeitung eines Nachkommen des legendären Finnegan aus der TOS-Episode „Landeurlaub“ empfand ich als angenehm, zumal verhindert wurde, dass er die Eloquenz seines Vorfahren zur Entfaltung bringen konnte. Ich bin mir nämlich sicher, dass es dem gesamten Roman geschadet hätte, wenn dem stets ernsten Worf kontrastiv ein solcher „Spaßvogel“ entgegengesetzt worden wäre.

Kritikwürdige Aspekte: Wie bereits in der Rezension zu „„Picards erstes Kommando“ angemerkt, ist der Roman kurz. Sehr kurz. Und auch dieser ist in einem sehr jugendfreundlichen Ton geschrieben, der eine gewisse Ernsthaftigkeit vermissen lässt. Außerdem fällt auf, dass einige Storyelemente denen des sechszehnten Bandes stark ähneln, auch wenn dies eher andersrum der Fall ist, da eigentlich „Worfs erstes Abenteuer“ zwei Jahre älter ist.
Daneben gibt es wieder einmal die gewöhnlichen Seitenhiebe in Richtung Grammatik und Rechtschreibung. Zu ihnen gehören Eigennamenschreibfehler (z.B. Lupisky/ Lupinsky, beides S. 81 ) und Zeichenfehler genauso wie die Genus-Problematik bei englischprachigen Lehnwörtern. Auch wenn die entsprechenden Regelungen in der deutschen Sprache extrem uneinheitlich sind, wurde das „Shuttle“ in sämtlichen Folgen und Filmen durchgängig mit einem sächlichen Artikel versehen. Warum hier plötzlich ein männlicher Artikel gebraucht wird (der Raumschiff? der Raumfähre? der Weltraumflugapparat?) ist schleierhaft, denn eine Anlehnung an eine deutsches Entsprechung (die einen maskulinen Artikel erlauben würde) fällt mir auf den Plauz nicht ein.
Am merkwürdigsten ist allerdings die Beschreibung der Institution „Sternenflottenakademie“. Bislang hatte ich stets den Eindruck, dass bei den vielen Bewerbungen extrem ausgedünnt werden muss. Nur wer, neben den obligatorischen außergewöhlichen geistigen Begabungen, auch die nötigen physischen und psychischen Eignungen besitzt, bekommt einen Platz in den ehrwürdigen Lehrhallen San Franciscos. Dass plötzlich so ein autistisch anmutendes Ginger-Kid wie der im Buch auftretende Mark McHenry zugelassen wird, fand ich doch recht fragwürdig.
Überhaupt scheint der größte Teil der Kadetten jenes Jahrgangs charakterlich nicht sonderlich gefestigt zu sein. Die Szene, in der ein Großteil der Kadetten im Zuge einer Hausarbeit ausschließlich Gefechte zwischen der guten Föderation und dem bösen Klingonenreich zitiert, nur um Worf zu erniedrigen, ist vielleicht noch im Kindergarten glaubhaft, aber an einer Akademie, die nur von den intelligentesten und vielversprechendsten Bewerbern besucht werden darf, wirkt sie absolut deplaziert und unglaubwürdig.

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Eine Rechnung, die aufgeht: Klingonen sind böse!

Anachronismen: Die Beschreibungen zur Familiensituation der Rozhenkos beißen sich etwas mit den Informationen, die in der TNG-Folge „Die oberste Direktive“ über Worfs Bruder gegeben wurden. Zum einen lautet sein Name dort nicht „Simon“, sondern „Nikolai“, und zum anderen erklärt Worf selbst, dass sein Bruder die Akademie verließ, weil er mit den strikten Regeln nicht zurechtkam.
Außerdem wird in verschiedenen Folgen erwähnt, dass Worf aus Weißrussland, und nicht Russland stammt. Der erste Hinweis darauf wurde bereits in „Familienbegegnung“ gegeben. Die beiden Rozhenkos werden nämlich von der "Station Bobruisk" zur Enterprise gebeamt. Ein Blick in einen stinknormalen, handelüblichen Atlas verrät uns auch, wo die Stadt liegt: Mitten in Weißrussland. Im DS9-Finale „Das, was Du zurücklässt“ schlägt Worf den auf die Erde zurückkehrenden O'Briens schließlich sogar mehrmals die Stadt als Wohnsitz vor, die ihm in seiner Jungendzeit ans Herz gewachsen ist: „Minsk“. Ein Blick in einen Atlas verrät sogar den europäischer Geografie nicht besonders geneigten Amerikanern, die Hauptstadt welchen Staates diese Stadt wohl ist... (zugegeben: Es ist unwahrscheinlich, dass Peter David von Informationen aus der TNG-Episode aus der siebenten Staffel und der letzten DS9-Folge Gebrauch machen konnte. Die vierte Staffel TNG hingegen muss er hingegen gesehen haben – ohne allerdings zu ahnen, wo genau Bobruisk liegt.)

Fazit: Auch „Worfs erstes Kommando“ ist eine nette kleine Star-Trek-Kurzgeschichte, die mit interessanten Details zur Jungend des Klingonen aufwarten kann. Doch die Reibestellen mit dem offiziellen Kanon verursachen unschöne Risse in der Glaubwürdigkeit der Story – und die zumindest fragwürdige Charakterdarstellung der anderen Kadetten tun ihr Übriges, um das Gesamtbild zu verzerren.

Denkwürdiges Zitat:

Ich geselle mich zu meinen klingonischen Eltern! […] Kadetten… ich grüße Euch! Es ist ein guter Tag zum Sterben!“ Worf, S. 134

Bewertung: Lesenswert, aber wie der junge Worf zu oft zu forsch.

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Weiterführende Leseliste:

Starfleet Kadetten 02: Worfs erstes Abenteuer
Starfleet Kadetten 03: Mission auf Dantar
Starfleet Kadetten 04: Überleben
Starfleet Kadetten 05: Das Sternengespenst
Starfleet Kadetten 06: In den Wüsten von Bajor
Starfleet Kadetten 07: Freiheitskämpfer
Starfleet Kadetten 08: Das Schoßtierchen
Starfleet Kadetten 09: Erobert die Flagge
Starfleet Kadetten 10: Die Atlantis Station
Starfleet Kadetten 11: Die verschwundene Besatzung
Starfleet Kadetten 12: Das Echsenvolk
Starfleet Kadetten 13: Arcade
Starfleet Kadetten 14: Ein Trip durch das Wurmloch
Starfleet Kadetten 15: Kadett Jean-Luc Picard
Starfleet Kadetten 16: Picards erstes Kommando
Starfleet Kadetten 17: Zigeunerwelt
Starfleet Kadetten 18: Loyalitäten

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