Donnerstag, 2. April 2009

Das Netz der Romulaner

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Buchbesprechung Murdock, M.S.: Das Netz der Romulaner. Heyne 1983.

Story: Da ist was faul im Staate Romulus! Irgendetwas geht vor im abgeschotteten Imperium der entfernten Cousins der Vulkanier - doch niemand in der Föderation hat auch nur im Entferntesten eine Ahnung, was dies sein könnte.
Während die Enterprise NCC-1701 mit Computerproblemen an der Neutralen Zone patrouilliert, taucht plötzlich ein Warbird auf und verstrickt den Captain in ein langwieriges Katz- und Mausspiel. Doch als Kirk endlich erkennt, dass es sich um nichts weiter als ein Ablenkungsmanöver zur Deckung eines großangelegten romulanischen Flotteneinfalls in den Föderationsraum handelt, ist es fast schon zu spät: während ein Sternenflottenadmiral die Chance für einen Erstschlag wittert, leitet der romulanische Praetor höchstpersönlich die Expedition mehrerer Kriegsschiffe zum Planeten Canara, einer Mitgliedswelt der Föderation

Lobenswerte Aspekte: Dem Roman gelingt eine bemerkenswerte Darstellung der Romulaner. Sie werden gleichzeitig als ehrenhaft-pflichtbewusst und intrigant-arrogant geschildert, ohne dass die Rasse dadurch an Glaubwürdigkeit verliert. In der Tat bieten die Beschreibungen einen so tiefen Einblick in die romulanische Wesenswelt, dass ihr Handeln und Wirken selbst in den moderneren Serien völlig plausibel wirkt.
Die Charaktere sind durch die Bank weg gut getroffen, wobei besonders die romulanischen Personen herausstechen. Selbst wenn man ab und an den Eindruck gewinnen kann, dass die ganze Geschichte etwas schwarz-weiß dargestellt wurde, zeigt das Ende doch eine gewisse Ambivalenz.
Der Autor schafft es zudem, die grundlegende Story durch die Betrachtung aus verschiedenen Perspektiven äußerst interessant zu gestalten und es ist dem Werk anzumerken, dass der Handlung die höchste Priorität galt. Daher kann man durchaus das Fehlen jener vielen kleinen Nebeninformationen verschmerzen, die andere Romane dem Leser zuhauf bieten.
Schließlich erwähnt Murdock auch noch – gewollt oder ungewollt – die 47

Kritikwürdige Aspekte: Das Buch hat ein Happy End. Ich muss das anmerken, da ich nach der schönen Schilderung der romulanischen Gesellschaftsverhältnisse die ganze Zeit hoffte, dass der Hauptprotagonist S’Talon dem Ränkespiel des Praetors doch noch erliegen würde. Das hätte diesem Roman etwas geniales und unversöhnliches gegeben – etwas typisch romulanisches sozusagen.
Auch die Geschichte mit dem Computerfehler nervt einfach irgendwann. Dieser wurde nämlich auf Cygnet XIV generalüberholt und mit einer Persönlichkeit ausgestattet. Natürlich verliebt sich „die“ Computer in den attraktiven Kirk und verursacht nur Probleme. Die Probleme sind alle sehr nachvollziehbar, und auch die Idee ist gut – nur leider beißt sie sich mit anderen Informationen. Laut Kanon ist die Enterprise nämlich erst einmal, und nicht, wie im Buch behauptet, zweimal auf die Romulaner gestoßen. Außerdem frage ich mich, warum der Computer urplötzlich mit seinen Schikanen aussetzt, als die Handlung etwas turbulenter wird.
Daneben gibt es eine ganze Reihe kleinerer Verständnis- und Chronologiefehler. Murdock ist sehr stark in seiner Zeit verhaftet und hat somit niedliche Faux-Pas begangen: Auf der Enterprise gibt es noch immer Kassetten, Magnetbänder und Videos; und außerdem würden die beschriebenen Computersystemfehler nicht einmal mehr heute passieren können. Auch die Idee, dass ein Kleidungssynthesator den Klamottenschrank ersetzt, ist zwar sicherlich ein Traum für alle Frauen, aber sicherlich ein zu großer Ressourcenfresser. Hinzu kommt, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass Uhura jeden Tag ein neues Paar Stiefel einläuft.
Die Funktionsweise der einzelnen Schiffssysteme bildet scheinbar einen weiteren Erzfeind des Autors. So verwechselt er den Wirkungsgrad von Photonentorpedos und Phasern und den von Impulskraft und Warp. Als die Enterprise sich im Orbit des Planeten Canara befindet, soll Sulu zur Romulanischen Flotte aufschließen, die auf der anderen Seite des Orbits herumschwebt. Als ob es nicht unglaubwürdig genug wäre, dass eine Flotte, die bereit ist, planetare Ziele zu bombardieren, in Formation den Orbit umfliegt, anstatt sich strategisch zu verteilen! Doch Kirk befiehlt seinem Steuermann auch noch, dieses Manöver mit Warp eins zu vollziehen! Ich zweifle nicht an den wieselflinken Reaktionen Sulus, aber die Enterprise mit Überlichtgeschwindigkeit in die Mitte einer feindlichen Flotte zu steuern, hört sich meiner Meinung nach eher nach Kamikaze als nach einem sinnvollen taktischen Manöver an.
Schließlich fragte ich mich bei der Lektüre die ganze Zeit, warum die Crew nicht versuchte, die mit Gas gefluteten Zugangsröhren zur Notbrücke durch den Einsatz von EVA-Suits zu betreten?!
Und noch zwei kleinere Makel: Zum einen ist mir unklar, was die Illustration auf dem Buchcover mit der Geschichte zu tun hat. Dort ist hinter Spock, Kirk und dem Titel ein quallenartiges Wesen zu sehen, bei dem irgendein Spinnentier im Stammbaum mit herumgewurschtelt haben muss. Doch im gesamten Buch kommen diese Wesen nicht vor. Die einzigen beschriebenen Außerirdischen (Vulkanier, Romulaner und Canaraner) sind humanoid – wer also sind diese Weltraumquallen?
Eher putzig finde ich zum anderen die Auflösung des Konflikts: Die Wahrung des intergalaktischen Friedens, das Gegengift gegen eine tödliche Krankheit und die neue Grundlage des Reichtums eines Planeten fußt auf der Veredelung von Getreide!! Kommt daher etwa der Begriff Canar?

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Veredeltes Getreide für den Frieden in der Galaxie – Ein aufopferungsvoller Selbstversuch

Und wieder bleibt mir abschließend über eines ganz bsonders zu meckern: Die Übersetzung. Natürlich sind da mal wieder die kleinen Übersetzungsschnitzer wie „Maschinenpylone“ statt „Warpgondeln“, romulanisches „Bier“ statt „Ale“ (generell eine doofe Herleitung, denn „Bier“ ist nicht gleich „Ale“ – schließlich kann man zu „Whisky“ auch nicht einfach „Korn“ sagen) oder „Sterndatum“ statt „Sternzeit“. Daneben nerven Sätze wie „Wir fahren das Schiff von dort.“ (S. 125), „Sie schicken mich nach jenseits der der Neutralen Zone?“ (S. 29) oder „Da wäre noch etws, Sir.“ (S. 200). Die uneinheitlichen Schreibweisen „Kommodore“ und „Commodore“ tun ihr Übriges, um am Sachverstand von Translation und Lektorenarbeit zu zweifeln. Hinzu kommt, dass ich es recht verwirrend fand, den Maschinenraum nur „Maschine“ zu nennen, denn das führt schnell zu Verständnisschwierigkeiten.

Anachronismen: Wie hat es der Computer eigentlich geschafft, für Kirk Gefühle zu entwickeln? Immerhin basieren seine Schaltkreise noch auf Duotronik und selbst Datas positronisches Gehirn benötigt einen Emotionschip zur Erzeugung von Gefühlen!
Und wenn die Föderation in der Lage ist, Maschinen zu bauen, die telepathische Fähigkeiten haben, warum gibt es die bei TNG nicht mehr? Dort müssen Lebewesen diesen Job übernehmen! Warum wird die Enterprise als „Starship-Klasse“ bezeichnet, obwohl sie der „Constitution-Klasse“ angehört? Ganz einfach: Erst 1987 wurde in der TNG-Folge „Gedankengift“ enthüllt wurde, dass Kirks Enterprise diesem Typ angehört, und „Das Netz der Romulaner“ erschien bereits 1983. Daher sind diese Fehler nachvollziehbar und fallen nicht weiter ins Gewicht.

Fazit: Auch wenn es sicherlich einige Kritikpunkte zu diesem Buch gibt, ist schon allein die zeitlose Schilderung der Romulaner es wert, sich mit diesen Roman zu befassen, denn er ist gut geschrieben und recht unterhaltsam. „Das Netz der Romulaner“ verdient es auch heute noch, gelesen zu werden, denn er hält den Vergleich zu anderen, oftmals schwächeren Romanen mühelos stand.

Denkwürdige Zitate:

Mr. Spock! [...] Ich soll die Verse eines englischen Dichters genießen? Sie jagen ein Schwert durch meine irische Seele!“
Die derzeitige Krise erfordert von jedermann Opfer.“ Riley und Spock, S. 72

Wir werden uns wieder sehen, Hexce, auf jener Insel, die für alte Freunde und geachtete Feinde reserviert ist.“ Tiercellus zu Hexce, S. 206

Bewertung: Alt geworden und jung geblieben.

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1 Kommentar:

  1. Die Weltraumqualle ist ein kristallines Spinnenwesen von Hamal, welches im Roman "Der verwundete Himmel" ("The Wounded Sky") vorkommt. Es handelt sich also um das amerikanische Cover zu "Wounded Sky", was hier dem deutschen Roman "Netz der Romulaner" aufgedruckt wurde.

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